
Eine anregende und überzeugende soziologische Bestandsaufnahme unserer Zeit. Mit seinen Analysen und Beschreibungen legt Reckwitz den Finger in die offenen Wunden unserer (westlichen) Gesellschaftssysteme und deckt auf, welchen Anteil jede*r von uns am offenkundig dysfunktionalen Zusammenleben, an den sicht- und spürbaren Kommunikationsbarrieren und den vielgestaltigen politischen Scheindebatten hat.
Es gibt jedoch auch Auswege aus der immergleichen Tretmühle des allumfassenden und bis ins Privateste wirkenden enthemmten Kapitalismus. Diese liegen weder in der tiefgreifenden inneren Reform noch im Zusammenbruch des Systems – beides ist eine Illusion. Stattdessen bedarf es einer Reetablierung von Politik als Ausdruck gesellschaftlicher Notwendigkeiten: nämlich der ordnungspolitischen Einhegung und Abfederung der unmenschlichen Auswüchse des Kapitalismus – und damit einer kollektiven Rückbesinnung auf die Relevanz von Politik.